Streit um Fundtiere ist beendet

Das Göppinger Tierheim kümmert sich um Fundtiere im Stadtgebiet, eine Kooperative um den Landkreis.                                                          

24. Januar 2018,
Von Joa Schmid

Ein Hund in Nöten? Das Göppinger Tierheim versorgt nur noch Fundtiere aus dem Göppinger Stadtgebiet. Für die anderen Gemeinden im Landkreis ist eine neue Tierschutz-Kooperative zuständig.                                                                                                                                                                © Foto: Giacinto Carlucci

So richtig zufrieden mit der seit 1. Januar  geltenden Neuregelung für Fundtiere ist keiner der Beteiligten. „Wir bedauern die Entwicklung der letzten Jahre, denn in der Tat leiden nun die Tiere unter diesen neuen Verträgen“, sagt Dr. Peter Rolf,  Vorsitzender des Göppinger Tierschutzvereins. Zumindest in diesem Punkt stimmt ihm Carl-Friedrich Giese, Vorsitzender des Donzdorfer Katzenschutzes ohne wenn und aber zu. Darüber, wer letztendlich für die zweitbeste Lösung die Verantwortung trägt, gehen die Meinungen allerdings weit auseinander.

Tatsache ist: Seit 1. Januar ist die Versorgung  kranker, verletzter oder anderweitig in Not geratener Fundtiere im Landkreis neu geregelt: Tiere aus Göppingen werden  nur noch vom Tierheim Göppingen aufgenommen und versorgt. Für Fundtiere aus dem übrigen Gebiet des Landkreises  aber ist eine neu gegründete Tierschutzkooperation unter Vorsitz von Carl-Friedrich Giese zuständig. Mit dabei: die Tierherberge Donzdorf, der Katzenschutz Donzdorf und das Geislinger Tierheim.

Bei vielen Bürgern stößt die Neuregelung auf Unverständnis, räumt Rolf ein. Sie verstehen oft nicht, warum jetzt plötzlich für ein Tier, das nur unweit vom Göppinger Stadtgebiet gefunden wird, ein Donzdorfer oder gar Geislinger Tierschutzverein zuständig sein soll.  „Wir haben das so nicht gewollt“, sagt Rolf und auch sein Donzdorfer Kollege Giese „hätte lieber die alten Zuständigkeiten aufrecht erhalten“.

Gescheitert ist das auch am Geld, das die Kommunen, die für Fundtiere zuständig sind, an die Tierheime zahlen. Bis 2016 waren das im Landkreis zehn Prozent des Hundesteuer-Aufkommens, jährlich etwa 100.000 Euro. „Das war einfach nicht mehr kostendeckend“, bestätigen Rolf und Giese unisono. Tatsächlich fallen für die Erstversorgung der Tiere und  ihren Transport zum Tierarzt oder in die Tierklinik oft erhebliche Kosten an.  Die damalige Tierschutzkooperation aus Göppinger Tierschutzverein, Donzdorfer Katzenschutz und Geislinger Tierschutzverein hat ihre Verträge mit den Gemeinden deswegen Ende 2016 gekündigt. Gleichzeitig entbrannte damals unter den Vertragspartnern ein Streit darüber, wie die Fundtiergelder  aufzuteilen sind. Der Göppinger Tierschutzverein warf den anderen Vertragspartnern vor, sie würden ihm keinen Einblick in die Bilanzen gewähren und kündigte daraufhin mit Wirkung zum 31. Dezember 2017 seine Mitgliedschaft in der Kooperation.

Nach langen Verhandlungen, die der Deutsche Tierschutzbund moderierte, einigte man sich jedoch, die Kooperation fortzuführen und die Bezahlung über die Hundesteuer durch eine Einwohnerpauschale zu ersetzen. Jede Gemeinde sollte je 96 Cent pro Einwohner  für die Fundtierversorgung entrichten, so die damalige Planung. „Dieser Preis war bei den Bürgermeistern im Kreis politisch nicht durchsetzbar“, begründet Carl-Friedrich Giese die Tatsache, dass sich seine Kooperation mit fast allen Gemeinden  auf einen Preis von 77 Cent pro Einwohner verständigt  hat.  Sein Göppinger Kollege Rolf  hält das für einen Fehler. „Anhand unseres Betriebsergebnisses wissen wir, dass wir mit einer Pauschale von 77 Cent pro Einwohner in die Insolvenz rutschen würden“, sagt der Vorsitzende. Er wirft seinem Donzdorfer Kollegen vor, Göppingen über die Verhandlungen und die Neugründung der Kooperative nicht informiert zu haben. Giese bestreitet das und kritisiert seinerseits, Rolfs Alleingang mit der Stadt Göppingen sei seinen Verhandlungen voraus gegangen. Tatsächlich übernimmt die Stadt Göppingen  inzwischen eine kostendeckende Bezahlung, allerdings nur für die Göppinger Fundtiere.   Lenore Völker von der Tierrettung Mittlerer Neckar, mit der der Göppinger Tierschutzverein zusammen arbeitet, bedauert, die jetzigen Vereinbarungen. „Es ist unheimlich schade, wenn sich Tierschutzvereine gegenseitig unterbieten und die Tiere müssen darunter leiden.“

Die neue Regelung auf einen Blick

Das Tierheim Göppingen nimmt seit 1. Januar nur noch Fundtiere aus dem  Göppinger Stadtgebiet auf. Das Tierheim ist erreichbar unter folgenden Telefonnummern: (07161) 78969 (11 Uhr bis 13 Uhr) oder 0157-82811167 (Notfälle von 9 Uhr bis 17 Uhr).

Für den Rest der Gemeinden im  Landkreis ist mit Ausnahme von Deggingen eine neue Tierschutz-Kooperative zuständig. Deren Mitglieder teilen sich die Aufgaben: Die Donzdorfer Tierherberge (07162) 943288 nimmt Hunde auf, der Donzdorfer Katzenschutz (07162) 21120 nur  Katzen und das Tierheim Geislingen (07331) 931722 Katzen und Hunde aus Geislingen und Umgebung.

Die Tierrettung Mittlerer Neckar ist  unter 0177-3590902 von 17 bis 9 Uhr erreichbar.

Quelle: https://www.swp.de/suedwesten/landkreise/lk-goeppingen/fundtier-versorgung-gesichert-24635256.html