Südwestpresse 22.08.2018

Tierheime als letzte Zuflucht

In den Sommerferien landen viele Katzen, Hunde und Kleintiere im Tierheim oder sie werden ausgesetzt – sehr zum Leidwesen von Tierfreunden.

22. August 2018 Kreis Göppingen
Von Von Mona Abdel Aal

Katzen sind beliebte Schmusetiere. Doch wenn es an die Urlaubsplanung geht, sind sie – genau wie andere Haustiere – oft lästig. In den Tierheimen werden Tiere häufig aus diesem Grund abgegeben und manchmal nie wieder abgeholt.

© Foto: Rainer Lauschke

Egal ob Katze, Hund oder doch Meerschweinchen, meistens kann man seine Haustiere nicht auf Urlaubsreisen mitnehmen. Einen Zufluchtsort finden sie in den  Tierheimen der Umgebung, wie in Türkheim oder in Göppingen. Besonders in den Sommermonaten verzeichnen sie einen starken Anstieg an Fund-, Abgabe- und Pensionstieren. Vor allem junge Katzen würden regelmäßig abgegeben, meint Jürgen Schmid vom Tierschutzverein Göppingen. Das liege daran, dass viele Freigänger immer noch nicht kastriert seien und sich unkontrolliert vermehrten. „Die hilfebedürftigen Katzenbabys landen dann auch häufig im Tierheim.“ Im Jahr 2017 hat das Göppinger Tierheim an die 690 Tiere versorgt und neu vermittelt. Im Geislinger wie auch im Göppinger Tierheim leben sogar Tiere, die schon mehrmals ihren Besitzer wechseln mussten.

„Es gibt Tiere, die mit zwei Jahren bereits vier Vorbesitzer hatten“, berichtet Jürgen Schmid. „Tiere sind keine Ware, die man wie einen Wanderpokal an den Nächstbesten verkaufen darf.“ Bei einigen Interessenten müsse man daher auch mal zum Wohle des Tieres Nein sagen. Um voreilige Entscheidungen zu vermeiden, gibt das Tierheim den Interessenten vorher die Chance, die Tiere genauer kennenzulernen. Mit dem Hund kann man mehrmals laufen gehen. Parallel dazu bieten die Tierheimmitarbeiter Gespräche über den Charakter der Tiere an. „Danach gibt es eine sogenannte Vorkontrolle zu Hause“, informiert Schmid.  Dabei werden die Angaben der Interessenten überprüft.

Schnell stellen die Tierheimmitarbeiter fest, wie das Tier sich in der neuen Umgebung fühlt und ob es panisch wird. „Bei Zweifeln sagen die Mitarbeiter aber auch mal ab oder fordern mehr Zeit zum Üben“, schildert Schmid die Vorgehensweise. „Denn Wanderpokale müssen vermieden werden.“ Um die aufwendige Arbeit zu bewältigen, unterstützen ehrenamtliche Helfer die festangestellten Mitarbeiter des Göppinger Tierheims an sieben Tagen der Woche. Betrieben wird es von dem gemeinnützigen Tierschutzverein Göppingen. Das Tierheim lebt von Mitgliedsbeiträgen, Erbschaften, einer Kostenpauschale der Stadt Göppingen und Spenden. Diese nehme das Tierheim dankend an, denn alle Einnahmen deckten gerade mal 80 Prozent der Ausgaben, berichtet Schmid. Auch wenn Tiere abgegeben werden, müssen die Besitzer dafür bezahlen. Das Geld wird für die Versorgung des Tieres verwendet. „Wird ein Tier wegen finanzieller Engpässe abgegeben, so freuen wir uns auch über niedrigere Spenden oder verzichten darauf.“ Deshalb gebe es  keinen Grund, ein Tier auszusetzen und so dessen Tod zu riskieren, meint Schmid. Dass hohe Gebühren aber auch zum Anstieg an ausgesetzten Tieren führen könnten, ist ihm bewusst. Allerdings stellt Schmid klar, dass das Aussetzen von Tieren auch eine Straftat ist. Wenn ein Tier aus der Stadt Göppingen ausgesetzt und gefunden wurde, muss das Tierheim es aufnehmen. Anders ist das bei Abgabetieren. „Bei freien Kapazitäten werden Tiere aus der Stadt Göppingen natürlich aufgenommen“, so Schmid.

Auch Hunde leben sehr viele im Tierheim, bei Katzen und Kleintieren sind aber noch Kapazitäten frei. Für Wild- oder Großtiere fehlen dem Tierheim Unterkünfte, Futter und das Wissen. Für diese Tierarten gibt es aber spezialisierte Vereine.

Ein Haustier bedeutet Verantwortung

Die Entscheidung, ein Tier in seine Familie aufzunehmen ist keine leichte. Interessenten sollten sich Zeit lassen. Tierheime seien genau da von Vorteil, erklärt Jürgen Schmid. Man könne ohne Zeitdruck Vertrauen zu dem Tier aufbauen und sich daran gewöhnen, so der Mitarbeiter des Göppinger Tierheims. Falls die Chemie nicht stimme, könne man sich immer noch nach Alternativen umsehen. So würden außerdem auch Schnellschüsse vermieden, denn man entscheide sich nicht wegen des Aussehens, sondern aufgrund der Persönlichkeit für das Tier. Bevor man also ein Tier in seine Familie aufnimmt, sollte man an einiges denken. „Sich ein Tier zu besorgen, bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Es wird Geld und Zeit kosten, macht Dreck, wird auch mal krank und schränkt den Urlaubsradius ein. Aber es bringt auch Liebe mit und kennt nur bedingungslose Treue. Ein Tier sollte ein Familienmitglied sein und kein Spielzeug.“ Hat man sich entschieden, empfiehlt es sich, den neuen Mitbewohner beim Tierarzt registrieren  und dem Haustier einen Chip einsetzen zu lassen. 

Quelle: https://www.swp.de/suedwesten/landkreise/lk-goeppingen/tierheime-als-letzte-zuflucht-27407824.html