Training für Tier und Mensch

Südwestpresse 13.09.2019

Tierschutzverein ,,Schnell, Schnell: Das geht bei Hunden gar nicht, sagt Hundetrainer Thorsten Behnle. Ein Besuch beim Leinenführigkeitskur. Von Brigitte Scheiffele

Hans-Georg Hoffmann hat den Rüden Grey an der Leine. Der hat im Moment aber nur Augen für die Hündin Baley, die von Ramona Bergmann geführt wird. Bei Leinenführigkeitskursen lernen Teilnehmer, in solchen Situationen ihre Hunde ruhig zu halten. © Foto: Brigitte Scheiffele

Für den Umgang mit einem Tier braucht man drei Dinge, sagt Hundetrainer Thorsten Behnle aus Bernstadt: Geduld, Training und Fachkenntnisse. Zeitig am Morgen ist er nach Türkheim ins Tierheim des Geislinger Tierschutzvereins gekommen, um mit zwei potenten Rüden, einer läufigen Hündin - alle drei Heimbewohner - so wie deren Herrchen und Frauchen auf Zeit mit der Leine Gassi zu gehen. In dieser Konstellation für jeden Hundehalter eine Herausforderung. ,,Ooooh das ist ein besonderer Tag", übersetzt Behnle die Gedanken der mit dem Schwanz wedelnden, aufgeregten Vierbeiner. Das zeige schon der, Menschen auflauf, ganz anders als im Altag. ,,Wir trainieren den vertrauensvollen Umgang miteinander, damit die Tiere vermittelt werden können", erklärt Behnle in diesem Leinenführigkeitskurs.

Hans-Georg Hoffmann, Vorsitzender des Tierschutzvereins, nimmt Grey an die Leine. Der Rüde ist ein Staffordshire Bullterier und damit ein Listenhund. Das aufgeweckte Kerlchen ist vier Jahre alt, hat Power und besitzt ordentlich Beißkraft. Doch Hoffmann weiß, dass das Tier nicht biestig ist. Mit in der Truppe läuft Bailey, eine Hündin gleichen Alters und Rasse, aber mit braunem Fell. Deren Leine hält Steffi Müller-Hagmann. Etwas unaufgeregter zeigt sich Spike, ein etwa zwei Jahre alter, wild gemixter Rüde, den Ramona Bergmann con der Tierheimleitung führt.

"Als Mensch muss man sich zurücknehmen und nicht dauernd Kommando geben.

Thorsten Behnle Hundetrainer

Behnle erklärt, dass die auf richtige Mensch-Tier-Bindung bei allem im Vordergund stehe und eine Leine nicht dazu da sei, Hunde hinter sich herzuziehen, während der Spaziergang in eine ,,ablenkungsfreie" Zone führt. Dabei sollten die vierbeinigen Kerlchen an durchhängender Leine an der von Herrchen gewünschten Seite normal laufen. Kein wildes Zerren also und kein verlängerter Arm von Hundebesitzern.

Auf dem Weg schnüffeln die Hunde im Gras und auf dem Schotterweg, es riecht einfach überall interessant. Am Ziel stinkt es aber nur noch nach frischem Asphalt. das aber ist so erwünscht, wie Behnle erklärt. ,,Hier haben wir weniger Ablenkung, ich muss beim Trainieren also nicht gegen die Motivation der Hunde arbeiten. "Er fordert, dass jetzt alle Hundeführer ihr Tier in die Aufmerksamkeit bekommen. Die Übung: Los laufen, den Weg vorgeben. Der Hund nimmt Kontakt zum Halter auf, reagiert auf Richtungswechsel und Gangveränderung, letzlich bleibt er geistig ganz beim Halter. ,,Das geht nur, wenn der Hund konzentriert ist", erklärt der Problemhund-Therapeut. Je öfter man das übe, ohne zu reden, nur mit Blickkontakt, desto schneller könne man entspannt spazieren gehen. ,,Als Mensch muss man sich zurücknehmen und nicht dauernd Kommando geben", sagt Behnle. Eine Leine sei kein Führmittel, sondern habe einen Sicherungscharackter.

Doch einem Hund beizubringen an lockerer Leine zu gehen scheint nicht einfach: ,,Nein schon wieder an der Leine. Spaß vorbei. Meine Luft wird abgeschnürt", mag der Vierbeiner denken, wie der Hundetrainer erläutert. Eine tolle Beziehung könne indes entstehen, wenn der Hund es so sieht, als würde man ihn wie einen lieben Menschen an die Hand nehmen. ,,Deswegen sollte das Anleinen zunächst positiv belegt sein, zum Beispiel mit Leckerli", sagt Behnle. der Hund müsse spüren, dass die Leine nichts Schlimmes sei. ,,Mit der Leine vermitteltn wir ihm auch, dass er uns vertrauen kann. Doch dazu muss er uns ernst nehmen."

Auf nur wenigen Metern übt die kleine Truppe: ,,Wenn ich weiß, dass mir eine läufige Hündin entgegenkommt, nehme ich meinen Hund auf die andere Seite und setze ihn nicht dem Stress aus, an ihr vorbeizulaufen. "Grey, der zum Wesentest ansteht, passiert und folgt. ,,Nie Hund auf Hund, sondern Seitenwechsel", wiederholt Behnle. Der Halter übernehme in diesem Fall die Führung für den Hund in stressigern Situationen. ,, Und der folgt gerne, wenn er weiß, was der Mensch tut und ihm hinlft."

Nicht nur Grey erhält klare Ansagen, auch Bailey bekommt vermittelt, dass ihre Halterin die Grenze ist. ,,Leinenführigkeit lebt von der Konsequenz des Halters", bemerkt Behnle und beendet das Training nach einer halben Stunde, denn die Übung sei für Hunde überhaupt nicht einfach. Und dann kommt zur Arbeit mit positiver Verstärkung das Leckerlie samt Streicheleinheit.

Info Der Geislinger Tierschutzverein plant für Oktober einen neuen Leinenführigkeitskurs für Anfänger, die Leitung hat Hundetrainer Thorsten Behnle. Kontakt und weitere Informationen unter Telefon (07331) 93 17 22.

Quelle: Geislinger Zeitung vom 13.09.2019